Fensteremail oder „émail à jour“
Die erlesene Technik „émail à jour“ faszinierte Pavle Kovacevic schon als jungen Goldschmied. Seine ungebrochene Begeisterung gilt der Lichtdurchlässigkeit des geschmolzenen Glases, in Kombination mit den feinen Silber- oder Goldstegen, die er entweder miteinander verlötet oder aus einer Edelmetallplatte für das gewünschte Motiv aussägt, so dass ein Gerüst entsteht, das dem farbigen Licht seitlichen Halt gibt.
Viele Jahre Erfahrung sind die Grundlage für die nuancierten Farbkompositionen und den tiefen Glanz seiner Objekte. Viele Faktoren gilt es dabei sehr genau zu beachten. Die einzuschmelzenden Glaspulver müssen je nach Schmelzpunkt und Mischbarkeit geordnet und in jedes einzelne Fenster des Werkstücks mehrfach eingebracht werden. Je nach Anzahl der Farben sind 4 bis 10 Brände im Schmelzofen bei 700-800 Grad nötig. Manche Farben sind so empfindlich, dass 10 Grad mehr oder weniger über Erfolg oder mattes Entsetzten entscheiden. Der letzte, schwierigste Brand erfolgt freihängend im Schmelzofen. So bekommen die Glaszellen auch auf der Rückseite der stabilen Schmuckobjekte ihren Glanz. Hält man die Schmuckstücke gegen das Licht, dann erinnern sie an farbige Bleiverglasungen oder an einen sonnendurchfluteten Wald oder laden einfach nur zum Träumen ein.
Zur Technik:
Was ist Email?
Technisch betrachtet bedeutet emaillieren eine dauerhafte Aufschmelzung bei so unterschiedlichen Werkstoffen: Glas auf Metall. Das Problem dabei sind die unterschiedlichen Ausdehnungskoeffizienten, das heißt, sie dehnen sich bei der Erwärmung und der darauf folgender Abkühlung unterschiedlich aus. Dadurch können sich Risse und Abplatzungen ergeben. Dies gilt es, wenn möglich, zu verhindern. Die unterschiedlichen Emails sind in Pulverform erhältlich, das heißt, das farbige Glas ist zu Pulver zerstoßen. Die Farbpalette reicht von farblos, über gelb, rot, blau, grün und deren Mischfarben. Die Schmelzpunkte der Farben können sehr unterschiedlich sein. Es gibt unterschiedliche Emailtechniken. Erwähnt seien hier: Zellenschmelz, Grubenschmelz, Senkschmelz, Körperemail, Fensteremail und zum Schluss Emailmalerei. Näher erläutern möchte ich hier allerdings nur das Fensteremail.
Zum Fensteremail ( émail à jour ):
Im Gegensatz zum Gruben-, Zellen- oder Stegemail ist hier das Email beim fertigen Produkt nicht auf einer Metallplatte aufgeschmolzen und von Metall umgeben, sondern ohne Untergrund, ähnlich einer Bleiverglasung, zwischen den Stegen eingeschmolzen und fest miteinander verbunden. Das Schmuckstück kann aus 925/000 Silber und höher, oder aus 750/000 Gold und höher gefertigt werden. Es kann aus einzelnen Stegen zusammengelötet, aus einer Platte ausgesägt oder einer Kombination aus beidem sein. Die nun zu emaillierende Platte wird auf einer anderen befestigt und dann wie üblich mit dem pulverförmigen Glas betragen. Dabei ist darauf zu achten, dass das Pulver in alle Ecken geschoben wird. Durch die starke Oberflächenspannung beim Brennen neigt das Pulver dazu sich zusammenzuziehen und die Fläche nicht auszufüllen. Ein Nachtragen ist in der Regel mehrfach nötig. Die nun folgenden Arbeiten müssen praktisch im „Blindflug“ erledigt werden, da das Ergebnis der Arbeit wirklich erst am Schluss erkennbar wird. Die einzuschmelzenden Farben müssen nach Schmelzpunkt und Mischbarkeit geordnet in das Werkstück eingebracht werden. Nach jedem Auftrag wird im Schmelzofen bei 700- 800 Grad gebrannt. Je nach Anzahl der Farben sind etwa 4 bis 10 Brände nötig. Nachdem die einzelnen Segmente dem Entwurf entsprechend ausreichend gefüllt sind, wird der provisorisch befestigte Untergrund durch Abschleifen entfernt. Eine Korrektur ist nun nicht mehr möglich. Der letzte, schwierigste Brand erfolgt ohne Hintergrund freihängend im Schmelzofen.
Das Resultat sind Schmuckstücke, die gegen das Licht gehalten, an farbige Bleiverglasungen erinnern. Da diese Exponate das Licht von hinten brauchen, ergeben sich zum Beispiel unkonventionelle Lösungen für die Ohrschmuckgestaltung.
Einzelne Schritte beim Emaillieren am Beispiel einer SILBERflocke
Zum Thema Oberflächenspannung: Mich interessiert wie das Email reagiert, wo es sich durch die Oberflächenspannung hinzieht, welche Formen sich dadurch ergeben. Hierzu einige Studien.